Co-Housing – Eine innovative Integrationsmaßnahme?

Spätestens seit der Flüchtlingskrise 2015 wissen wir, dass die Integration von Migranten und Flüchtlingen eine zentrale Herausforderung unserer Gesellschaft ist. Auch zeigte die Flüchtlingskrise, dass geregelte Verfahren zu der Integration von Migranten und Flüchtlingen nötig sind. Das bestehende System ist schnell überlastet und gewährleistet nicht zwangsläufig eine erfolgreiche Integration. Dies birgt die Gefahr, dass sich die Bevölkerung fundamental spaltet. 

Das Projekt CURANT, also „Co-housing and case management for Unaccompanied young adult Refugees in ANTwerp“ setzt genau an diesem Punkt an. Das Pilotprojekt wird von der Urban Innovative Actions gefördert mit dem Schwerpunkt des Co-housings als innovative Integrationsmaßnahme.

Was ist Co-housing?

Co-housing meint das Zusammenleben von mindestens zwei Personen in einer Wohnung. Die Küche, das Wohnzimmer oder die Toilette wird geteilt. Es findet ein gemeinschaftlich Wohnen statt. Im Deutschen wird auch oft von einer Wohngemeinschaft gesprochen. In dem Projekt lebt ein Flüchtling mit einem Einheimischer zusammen. 

Wie soll das zur Integration beitragen?

Das Projekt basiert darauf, dass beim Zusammenleben ständig informelle Interaktionen entstehen. So soll der Neuankömmling durch seinen Mitbewohner einen Zugang zu der fremden Kultur finden und einen Unterstützer erhalten. Bei Sprachbarrieren, Unklarheiten und Probleme hat der Neuankömmling unmittelbare Hilfe in seiner Nähe. Zudem wird eine sichere Umgebung geschaffen, sodass der Neuankömmling sich auf die Arbeit konzentrieren kann. 

2019 wurde das Projekt abgeschlossen. Seitdem wird evaluiert, sodass erste Schlüsse gezogen werden können. Diese können anhand von drei Aspekten betrachtet werden. 

Der Zugang zum Arbeitsmarkt

Während des Projektes stellte sich heraus, dass ein sicherer Raum zum Lernen geschaffen wurde. Gewöhnliche Probleme, wie die Unsicherheit über die Wohnungssituation waren bereinigt, sodass der Fokus hauptsächlich auf dem Lernprozess der Sprache und der Ausbildung oder dem Arbeitsplatz lag. Dieses bestätigt auch die Statistik: 79 Prozent der Teilnehmer befanden sich nach dem Projekt auf dem Arbeitsmarkt. 

Die Soziale Interaktionen

Außerhalb der Erwerbstätigkeit interagieren die Teilnehmer täglich mit ihrem einheimischen Mitbewohner. Es sind regelmäßig informelle Begegnungen im Alltag. Im Idealfall wurden Vorurteile abgebaut und ein Verständnis für die Kultur, Werte und Normen aufgebaut. Ebenfalls hat der Neuankömmling Zugang zu dem sozialen Umfeld seines Mitbewohners erhalten.

Das Wohnen

Tatsache ist, dass das das Projekt den Teilnehmern einen sicheren Wohnraum gegeben hat. Die meisten haben gelernt, eigenständig zu leben. Jedoch ist der Erfolg nur beschränkt. Nach den drei Jahren der Projektdurchführung haben die Teilnehmer das gleiche Problem, wie anfangs: Die Wohnungssuche auf einem hitzigen Wohnungsmarkt.

Ist das Co-housing eine sinnvolle Maßnahme zur Integration?

Das Projekt zeigt, dass das Co-housing Vorteile besitzt – jedoch nur unter bestimmten Bedingungen. Um einen Integrationsprozess voranzutreiben, benötigt der Neuankömmling ein grundlegendes Sprachniveau. Ebenso muss eine gewisse Bereitschaft sowie viel freie Zeit bei den Mitbewohnern bestehen. Somit dient das Co-housing nicht als Integrationsmaßnahme für Neuankömmlinge, sondern für Migranten, die bereits über einen längeren Zeitraum andere Integrationsmaßnahmen erhalten, wie einen Sprachkurs.

 

Jonas Abel, Co-Housing – Eine innovative Integrationsmaßnahme?

Quelle: Für Nachhaltigkeit neue Wege gehen- ein Vergleich ausgewählter europäischer Pilotprojekte zur Integration von Migranten und Flüchtlingen im Rahmen der Urban Innovative Action Initiative (Jonas Abel 2021)

 

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