Integration – Was ist das?

https://www.domradio.de/themen/fluechtlingshilfe-und-integration/2020-08-27/aus-schutzsuchenden-sind-freunde-geworden-caritas-sieht-viele-gelungene-integrationsgeschichten

 

Die Flüchtlingskrise aus dem Jahr 2014/15 erreichte so ziemlich alle Menschen innerhalb der Europäischen Union. Diese daraus entstandene Situation brachte diverse Probleme mit sich, sowohl für die Gesellschaft als auch für die Wirtschaft. Der Druck nahm enorm zu, eine effiziente Asyl- und Flüchtlingspolitik auszubauen, um eine Struktur in dieser chaotischen und unvorhersehbaren Situation zu entwickeln. Aus diesem Grund bin ich dazu motiviert, in diesem Artikel sowohl über den Integrationsablauf in die europäische Gesellschaft zu berichten als auch ihre Bedeutung und ihre Ziele dabei hervorzuheben. Dabei stammen die Informationen aus eigenen Recherchen im Rahmen meiner Facharbeit.

Der Begriff Integration ist breit gefächert. Zwar kann keine einzige Definition dem Wort vollständig gerecht werden, jedoch kommen die Beschreibungen „Eingliederung“ und „Einbeziehung in ein größeres Ganze“ dem Begriff sehr nah. Infolgedessen handelt es sich dabei um eine Art Verbindung – innerhalb einer Vielheit – von einzelnen Personen oder Gruppen zu agieren, die wiederum zu einer Bildung von einer kulturellen und gesellschaftlichen Einheit führt.

Doch weshalb ist eine Integration so wichtig? Besonders in einem so demokratischen und modernen Staat wie Deutschland, soll das friedliche und respektvolle Zusammenleben aller Bürgerinnen und Bürger auch mit Migrantinnen und Migranten bestehen bleiben. Zudem sollen die Zuwanderer die selben Chancen- und Teilhabemöglichkeiten gewährleistet bekommen, wie sie den Einheimischen zu stehen. Um dieses Bestreben zu erreichen, müssen unter anderem die kulturellen und sozialen Bereiche des Lebens mit dem eines Einheimischen gleichgestellt sein. Demgemäß stellt ein Staat, wie Deutschland, diverse Integrationsangebote und Integrationskurse zur Verfügung, die im folgenden näher erläutert werden.

Der allgemeine Integrationskurs besteht aus zwei Teilen: dem Sprachkurs und dem Orientierungskurs. Das erstere umfasst in der Regel 600 Unterrichtseinheiten und setzt sich dabei mit alltäglichen Themen wie Beruf, Aus- und Weiterbildung sowie das Einkaufen oder die Gesundheit auseinander. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen dabei sowohl für die Sprache als auch für die Kultur ein Gefühl entwickeln. Dennoch können sich die Themen grundlegend unterscheiden. In einem Jugendintegrationskurs stehen eher Themen wie Schule, Freizeitgestaltung oder Ausbildung im Vordergrund, während in einem Elternkurs hingegen Bereiche wie Erziehung oder Beruf thematisiert werden. Der Sprachkurs erfordert zum Ende hin eine Überprüfung der Lernerfolge mit einem sogenannten „Deutsch-Test für Zuwanderer“ (DTZ).
Nach dem Bestehen des Tests, schließt der Orientierungskurs an, welcher im Durchschnitt 100 Unterrichtseinheiten umfasst. Darin werden die deutsche Rechtschreibung, die Geschichte und Kultur sowie die Rechte und Pflichten, die in Deutschland gelten, behandelt. Insbesondere werden die westlichen Werte wie zum Beispiel die Gleichstellung zwischen Mann und Frau hervorgehoben, da diese meist in den Heimatländern der Zuwanderer nicht existieren. Gleichermaßen müssen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch am Ende des Orientierungskurses eine Überprüfung mithilfe des Abschlusstests „Leben in Deutschland“ durchlaufen. Nachdem ein Teilnehmer beide Bereiche des Integrationskurses erfolgreich beendet hat, wird diesem ein Zertifikat über dessen Teilnahme ausgehändigt. Für den Fall, dass ein Teilnehmer nicht zum Erfolg gekommen ist, wird eine Bescheinigung mit der erreichten Punktzahl ausgestellt.

Der Soziologe Helmut Esser beschäftigte sich damit, ein Konzept einer Integrationssoziologie, also einem möglichen Ablauf der Integration, zu erforschen. Essers handlungstheoretisches Modell orientiert sich an einer kognitiven Theorie des Handelns und Lernens von Individuen. Seine Theorie hatte einen deutlich höheren Einfluss auf das in der deutschen Integrationspolitik herangezogene Verständnis von Integration als die Theorien anderer Soziologen. Aus diesem Grund wird nun seine Theorie prägnant erläutert.

Im Prozess der Integration unterscheidet Esser zwischen vier Dimensionen: der Kulturation, der Platzierung, der Interaktion und letztlich der Identifikation. Die erste Dimension stellt den Erwerb kognitiver Fähigkeiten dar. Dazu gehören unter anderem das Beherrschen der Sprache und die Aneignung von Wissen. Diese Bausteine legen das Fundament einer Integration dar. Daraufhin folgt die strukturelle Integration: die Platzierung. Diese setzt sich aus der Verleihung von Rechten und Pflichten sowie die Position im Bildungssystem (Kindergarten, Schulen, etc.) oder auf dem Arbeitsmarkt zusammen. Die dritte Dimension umfasst die Einbindung der Individuen in den sozialen Bereichen und die Aufnahme sozialer Beziehungen im Alltag, wie zum Beispiel Freundschaften. Dadurch wird die Partizipation in der Öffentlichkeit gestärkt und es etabliert sich ein „Da-Sein“ Gefühl. Als letztes folgt die Identifikation, die sich mit der Übernahme der Wertehaltungen und Loyalitäten gegenüber des Aufnahmelandes auseinandersetzt. Letztlich soll eine emotionale Bindung zum Aufnahmeland entstehen, die die Migrantinnen und Migranten im Land seelisch stärken soll.

Festzuhalten ist demnach, dass eine Integration eine hohe Bedeutung für eine zufriedene Gesellschaft hat und für ein friedliches Zusammenleben ausschlaggebend ist. Folglich stellt Deutschland verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, um dem Ziel näher zu kommen. Ob eine Integration jemals erreicht werden kann, ist jedoch stark umstritten – auch nach Helmut Esser.

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