Möglichkeiten der Verbesserung

„Integration ist ein immer fortlaufender Prozess“. So wird es jedenfalls oftmals von Politiker*innen in den Medien beschrieben. Dass es demnach noch einiges gibt, was getan werden muss, um den Prozess zu vereinfachen und zu beschleunigen, steht demzufolge außer Frage. So habe ich auch in meiner Facharbeit daran gearbeitet, noch bestehende Schwierigkeiten und Probleme innerhalb des Bildungssystems herauszustellen und Möglichkeiten zur Verbesserung vorzubringen. Besonderen Schwierigkeiten, die ich mithilfe einer Umfrage herausstellen konnte, habe ich bereits einen separaten Artikel gewidmet, den ihr über diesen Link finden könnt. In diesem Artikel soll es demnach hauptsächlich um Möglichkeiten zur Verbesserung gehen. Wie man als außenstehende Person mit bestehenden Schwierigkeiten umgehen kann, um einer Integration beizusteuern, und was
sich vor allem auch die Schüler*innen mit Migrationshintergrund wünschen, erfahrt ihr im folgenden Artikel.
Da ich mich innerhalb der Facharbeit auf den Landkreis Leer fokussiert habe, sind die Probleme und Lösungsvorschläge zwar auf diesen Ort abgestimmt, können aber in mehreren Standorten so angewendet werden. Aus diesem Grund dienen diese Informationen in diesem Zusammenhang als Beispiel und als Aufforderung zur Selbstreflexion. 


Vorstellung und Umsetzung von gelungener Integration

Auf die Frage, welche nach der persönlichen Vorstellung von gelungener Integration an Schulen und nach der Umsetzung ihrer genannten Aspekte an ihren eigenen Schulen fragte, konnten folgende Anhaltspunkte festgehalten werden:

Auf der einen Seite verbanden sie gelungene Integration an Schulen mit der Gewährleistungeiner Gleichberechtigung aller Schüler*innen. Wichtig ist ihnen vor allen Dingen einerseits als einzelnes Individuum und allgemein als Schüler*in akzeptiert zu werden sowie andererseits eine Rücksichtnahme auf die Unterschiede der Schüler*innen, wie zum Beispiel ihre unterschiedlichen Lernkompetenzen oder ihreunterschiedlichen Stärken. Auf diese Weise sollen ihrer Meinung nach „Ausgrenzung[en] und/oder Benachteiligung[en] durch Lehrer und/oder Schüler gegenüber Menschen anderer Herkunft“ gemieden werden.

Auf der anderen Seite soll jede*r Schüler*in dieselbe Chance auf Bildung und Teilhabe in der Schule bekommen. Dabei ist auch der Begriff „soziale Harmonie“ aufgetreten. Damit wird das Vermeiden von Konflikten zwischen Schüler*innen sowie zwischen ihren Lehrer*innen zum Ausdruck gebracht. Vielmehr wurde von den Befragten dazu angeregt, auf die Bedürfnisse der Schüler*innen gleichermaßen einzugehen sowie sich auch mit der Vielfalt der Nationalitäten und Kulturen auseinanderzusetzen. Auf diese Weise könne man eine einheitliche Gemeinschaft bilden, in der sich auch die Schüler*innen mit Migrationshintergrund zugehörig fühlen. Darüber hinaus wird deutlich, dass abgesehen von der Akzeptanz und Toleranz des Individuums, auch eine Aufklärung erwünscht ist. So fordern die Befragten dazu auf, die Schüler*innen allgemein mehr über andere Kulturen im Unterricht zu belehren und das Thema „Zivilcourage“ auch in den Unterricht mit einzubauen und zu diskutieren. Des Weiteren solle auf ein „respektvolles Miteinander“ geachtet und die Schüler*innen mit Migrationshintergrund durch beispielsweise Förderprogramme oder anderweitigen Projekten mit einbezogen werden. Beispiele für solche Förderprogramme sind die JILLS-AG des Ubbo-Emmius-Gymnasiums oder auch der Jugendmigrationsgienst (JMD) des Landkreises Leer, die im Laufe dieses Artikels vorgestellt werden.

Möglichkeiten zur Verbesserung

Um Verbesserungsmöglichkeiten in Bezug auf Integration an Schulen herauszustellen,
bezieht sich eine Fragestellung der Umfrage auf genau diesen Anhaltspunkt. Es stellt sich heraus, dass sich einige Befragte eine tiefergehende Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Kulturen wünschen, sodass die Schüler*innen mit Migrationshintergrund die Chance bekommen, sich gesellschaftlich und sozial mehr zu engagieren. In den Schulen könnte man beispielsweise mehr
über die Heimatländer der Schüler*innen mit Migrationshintergrund sprechen, damit sich die Schüler*innen allgemein mehr über ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede bewusst werden, zumal das Bestehen von Vorurteilen laut der Umfrage eine Schwierigkeit darzustellen scheint. Auf diese Weise hätten die Schüler*innen die Möglichkeiten, voneinander zu lernen.
Neben diesen Erkenntnisgewinnen solle eine kooperative Zusammenarbeit hergestellt und beibehalten werden. Dies könne geschaffen werden, indem darauf geachtet wird die Schüler*innen im Allgemeinen, wie beispielsweise in den Gruppenarbeiten, zu durchmischen, sodass jeder mit jedem in Kontakt tritt und es keine Gelegenheiten zu Gruppenbildungen und Ausgrenzungen Einzelner gibt. Probleme wie Ausgrenzung könnte man auf diese Weise bereits bekämpfen. Abgesehen von der möglichen Ausgrenzung wäre die Durchmischung der Schüler*innen auch für die Schüler*innen mit Migrationshintergrund von Vorteil, da sie mithilfe ihrer Mitschüler*innen leichter die Sprache erlernen könnten und die Probleme hinsichtlich der Kommunikation behoben werden können. Darüber hinaus sollte allgemein mehr Sensibilität für das Thema Rassismus geschaffen werden. Dies könnte man zum Beispiel erreichen, indem man es als direktes Thema im Unterricht behandelt.

Institutionen zu Erleichterung der Integration an Schulen

Wie bereits erwähnt, könnten mehr Institutionen innerhalb von Schulen eingeführt werden. Ein Beispiel für solche innerschulischen Institutionen ist die JILLS-AG am UEG. Ziel dieser Institution ist die gezielte Bekämpfung von Diskriminierung und Rassismus und die Verbesserung des Schulklimas. Auf diese Weise können Schüler*innen lernen, Menschen allgemein nicht nur über ihre Herkunft zu definieren, sondern sich gegenseitig  als vollständige Personen wahrzunehmen. Zudem würden Missverständnisse und bestehende Vorurteile durch Aufklärung abgebaut werden. Abgesehen davon bietet diese Institution ebenfalls Ansprechpartner für Schüler*innen mit Migrationshintergrund. Bei Fragen, Problemen oder anderen Anliegen haben sie somit immer jemanden, der ihnen zur Seite steht und versucht zu helfen.

 

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass sich allgemein mehr Aufklärung über den Migrationshintergrund der Schüler*innen gewünscht wird, denn um Berührungsängste abbauen zu können, erfordert es Wissen. Des weiteren wäre es möglich, mehr Schüler-Helfen-Schüler-Programme zu organisieren und beispielsweise Lernpaten für diejenigen einzuführen,
die noch Probleme beim Erlernen der Sprache haben. Institutionen, wie zum Beispiel die JILLS-AG, bieten bereits Hilfe an, die an Schulen mehr als gebraucht wird. Sie dienen nicht nur der Aufklärung und tragen zu einem verbesserten Miteinander bei, sondern sind für einige Schüler*innen mit
Migrationshintergrund auch als eine Art Schulfreund, mit denen sie über ihre individuellen Probleme sprechen können.  

 
Quelle: Kaya, Bildungsgerechtigkeit in Leer? Eine Untersuchung zur Wahrnehmung der Chancengleichheit von Kindern mit Migrationshintergrund an Leeraner Schulen, 2021

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